Montag, 15. Oktober 2012

„Achtung, Kunde droht mit Auftrag!“

Es ist immer wieder erstaunlich, dass auch sehr große Unternehmen riesengroße Imageschäden erleiden. Oft macht es den Anschein, als würden die Verantwortlichen ihre Servicephilosophie im alkoholisierten Zustand in der Kneipe von Nebenan besprechen und verabschieden. Verabschieden können sich die Unternehmen dann auch ganz schnell von Neu- oder Bestandskunden. Da haben Manager die großartige Idee, jeden Cent dreimal umzudrehen, das Budget für den Servicebereich herunterzuschrauben, um Kosten zu sparen und den Gewinn zu erhöhen. Doch ist das in der heutigen Zeit eine Milchmädchenrechnung.

Was vor 30 Jahren noch zu vernachlässigen war, bringt heute den entscheidenden Wettbewerbsvorteil gegenüber der Konkurrenz. Denn Service ist die halbe Miete. Und der beginnt beim ersten Telefonat, beim Begrüßen an der Ladentheke oder beim ersten Kontakt über die Webpräsenz. Und wenn man ganz genau ist, beginnt er schon bei der Auswahl der Mitarbeiter. Einen unmotivierten Angestellten zu serviceorientiertem Arbeiten zu zwingen ist wohl so, als würde man Bastian Schweinsteiger in ein schwarz-gelbes BVB-Trikot stecken.
Der Kunde kann sich nur wohl fühlen, wenn er nicht die Zielscheibe vom Alltagsfrust deprimierter Mitarbeiter ist. Er will und muss mit Samthandschuhen angefasst werden, da er schließlich auch die Gehälter der Angestellten finanziert.
Wir schreiben das Jahr 2012 und ich höre immer noch durch die Lautsprecherboxen der Supermärkte: „Achtung, Kunde droht mit Auftrag!“

Wenn Kunden weglaufen, muss es nicht zwingend am Service liegen. Vielleicht hat das Produkt oder die Dienstleistung auch einfach keinen Mehrwert. Weil sich der Unternehmer nicht am Trend der Nachfrage, sondern an der Gewohnheit orientiert. „So mache ich das seit 30 Jahren. Und die Kunden kommen nicht, weil die Griechen … und die Kinder machen so viel Lärm vorm Geschäft.“
Das A und O für unternehmerischen Erfolg ist das ständige Beobachten der Menschen, die Geld ausgeben. Die Nachfrager finanzieren das Leben des Unternehmers. Da bringt es nichts überall zu sparen, wenn am Ende die Kunden nicht mehr da sind.
In der Schule hieß es Erdkunde, in der Wirtschaft heißt es Wert-Kunde.

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